Ostern 2019: Eine Waldkauzbrut hatte in den alten, mit vielen natürlichen Höhlen versehenen Linden stattgefunden. Leider hatte dies ein Marder entdeckt, der für ein Ende der Brut sorgte. Ob die Altvögel überlebt haben, wissen wir nicht. Aber ein noch flugunfähiges Jungtier überlebte und versuchte, am Blitzableiter des Kirchturmes hochzuklettern. Der junge Waldkauz wurde von mir zur weiteren Betreuung in die Adlerwarte nach Berlebeck gebracht (s. Gemeidebrief Juli 2019).
2020 wurde ich dann bei der Kontrolle des Turmfalkenkastens im Kirchturm überrascht: Nicht der Turmfalke hatte ein Ei gelegt und ein Junges ausgebrütet, sondern der Waldkauz! Es ist davon auszugehen, dass zumindest ein Altvogel den Marderüberfall im Vorjahr überlebt hat und nun einen absolut mardersicheren Brutplatz hoch oben im Kirchturm gefunden hat.
Gewöhnlich legt der Waldkauz drei bis fünf Eier – in der Cappeler Kirche hat er den Brutversuch erst einmal mit einem Ei gewagt. Während der gesamten Brutzeit habe ich die Altvögel nie am oder im Nistkasten gesehen. Das brütende Weibchen wurde jedoch vom Männchen bestens versorgt. Bis zu acht für das Weibchen bestimmte Mäuse konnten im Nistkasten entdeckt werden. Da der Jungvogel sich prächtig entwickelte, musste damit gerechnet werden, dass er Mitte Mai – obwohl noch nicht flugfähig – den Nistkasten verlassen würde. Würde ihm der Fenstersims ausreichen? Am 14. Mai war der Nistkasten leer, und der Jungvogel war auf dem gesamten Kirchengelände nicht zu entdecken.
Es ist bekannt, dass junge Waldkäuze ausgesprochen gute Kletterer sind. Es wäre auch auch möglich, dass das Waldkauzjunge flatternd in den nahen Baum gesprungen ist, aber selbst ein „Absturz“ aus großer Höhe könnte er unverletzt überleben. Die Chancen stehen gut, dass unser jüngster Kirchenbewohner alles gut überstanden hat. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Turmfalke bemerkt, dass „sein“ Nistkasten wieder frei ist und er auch noch für neuen Turmfalkennachwuchs in der Cappeler Kirche sorgen kann.