Endlich konnten wir in diesem Jahr wieder das Erntedankfest auf einem Hof feiern. So machten sich am Sonntag, 24. September 2023 viele Menschen auf den Weg nach Brüntrup zum Hof Niedermeier.
„Aller Augen warten auf dich, du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.“ Mit diesem Wort aus Psalm 145 begrüßte Pfarrerin Iris Beverung am 24. September etwa 90 Gemeindeglieder zum Erntedankgottesdienst in der festlich geschmückten Scheune auf dem Hof Niedermeier in Brüntrup. Nach einer längeren, corona-bedingten Pause (seit 2019) konnten wir endlich wieder ein traditionelles Hoferntedankfest feiern und die Freude war groß. Iris Beverung dankte der Familie Niedermeier für die Gastfreundschaft auf ihrem Hof, dem Posaunenchor unter der Leitung von Matthias Frevert für die musikalische Begleitung, allen Helferinnen und Helfern, die den Gottesdienst und das folgende Beisammensein tatkräftig mit vorbereitet hatten – und nicht zuletzt allen, die gekommen waren.
Im Mittelpunkt der Predigt stand das Gleichnis vom reichen Kornbauern (Lukas 12), der nach einer guten Ernte neue Scheunen bauen wollte, um seine Getreidevorräte ordentlich einzulagern – und dessen Leben stattdessen von Gott mit den vorwurfsvollen Worten „Du Narr!“ noch in der folgenden Nacht zurückgefordert wurde. Diese bei Landwirten nicht sonderlich beliebte Geschichte aus der Bibel (wie Iris Beverung offen einräumte) sollte aber keineswegs als göttliche Kritik an erfolgreicher Landwirtschaft und verantwortungsvoller Vorratshaltung verstanden werden – vielmehr geht es in diesem Gleichnis darum, den eigenen Blick zu weiten und über den persönlichen Gewinn hinaus auf ein solidarisches Miteinander unter uns Menschen zu richten. Diese Geschichte kann als Aufforderung verstanden werden, mit dem uns anvertrauten Land und den davon geernteten Feldfrüchten verantwortungsvoll und nachhaltig umzugehen – nicht nur zum eigenen Vorteil, sondern zum Wohle aller Menschen und für eine gute Zukunft unseres Planeten. Iris Beverung verband diesen Appell an die Verantwortung der ganzen Gesellschaft mit der Notwendigkeit von öffentlicher Wertschätzung für alle in Landwirtschaft und Gartenbau Tätigen, die mit viel Herzblut und großem Engagement unsere Lebensmittel erzeugen.
In diesem Jahr war die Ernte nicht einfach, nach einem nassen Frühjahr konnte der Weizen zwischen langen Regenperioden nur unter großen Schwierigkeiten mit großen Ertrags- und Qualitätseinbußen eingebracht werden, für Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben sind die Erwartungen wieder etwas besser. Dennoch und trotz der spürbaren negativen Auswirkungen von Klimawandel und Ukraine-Krieg haben wir Grund zur Dankbarkeit – gegenüber Gott für seinen reichen Segen, aber auch an die Landwirtinnen und Landwirte für ihren Einsatz.
Nach dem Gottesdienst bestand noch Gelegenheit, bei bestem Spätsommerwetter auf dem Hof zusammenzusitzen, gemeinsam Mittag zu essen und bei Kartoffel- und Gulaschsuppe sowie einer Tasse Kaffee gute Gespräche zu führen.
Heinrich Stiewe