Guss von drei neuen Glocken
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Guss von drei neuen Glocken

Endlich war es soweit. Am 23. Juni 2023 wurden in der Glockengießerei Bachert in Neunkirchen die drei neuen Glocken für die Kirche in Cappel gegossen.

Eine geladene Delegation von sechs Gästen fuhr am frühen Morgen in Richtung Neunkirchen, um pünktlich zum Glockenguss vor Ort zu sein. Ab 14.00 Uhr wurden wir bei Fa. Bachert empfangen.

Was braucht es eigentlich für einen ordentlichen Glockenguss? – Es braucht viel Fingerspitzengefühl, die perfekten Zutaten, ein eingespieltes Team und ordentlich Feuerzauber für eine gute Glocke oder auch für drei gute Glocken….

Wie gießt man eine Glocke? Nicolai Wieland gießt Glocken in der 8. Generation der Familie Bachert. Damit stecken mehr als dreihundert Jahre Erfahrung in seinen Entwürfen. Klang und Form der Glocke bestimmt die Glockenrippe, das ist ein halber Längsschnitt der Glocke, der genau aufgezeichnet wird. Die Glocken der Firma Bachert haben eher einen weichen, grundtönigen Klangcharakter und unterscheiden sich damit von anderen Glocken. Es werden einzelne Schablonen für jede Glocke angefertigt, in der Form und Schwung der Glocke schon zu erkennen sind. In jeder Glocke hängt ungefähr ein Vierteljahr intensive Arbeit drin, eine große Präzision mit millimetergenauer Abstimmung und ganz viel Liebe zum Detail.
Zunächst wird ein Grundmodell der Glocke gebaut, sozusagen eine falsche Glocke bzw. eine Kopie der richtigen Glocke. Darauf wird weiteres Material aufgetragen. Dann hat eine Künstlerin mit Wachs die Zier auf die falsche Glocke modelliert sowie Ornamente und die Schrift als Schmuck für die Glocke. Ein Zierlehm schützt die filigranen Elemente, wenn mit dem Mantel der äußere Teil der Gussform aufgetragen wird. Auch der besteht aus Lehm, Wasser und Stroh wie die falsche Glocke. Sind alle drei Teile (d.h. falsche Glocke, Wachsmodell und Mantel) ausgetrocknet, dann kann es losgehen mit der fertigen Gussform.

Sehen können wir die Gussformen unserer Glocken an diesem besonderen Tag nicht. Sie stehen „festgemauert in der Erden“ wie Friedrich Schiller dieses Lehmformverfahren des Glockengießens in seiner ‚Glocke‘ beschreibt. Die Glocken sind versenkt in einer 4m tiefen Grube, mit Lehm verfüllt und oberirdisch umhüllt. Mit einem Fichtenstamm wird die Glut im Ofen immer wieder geschürt. Die silbernen Feuerschutzanzüge sollen die Mitarbeitenden der Glockengießerei vor der Hitze schützen, wenn die Temperatur gemessen wird und Proben von der Bronze genommen werden.

Dann ist es soweit: Nicolai Wieland bittet Pfarrerin Iris Beverung das Gebet zu sprechen. Alle Anwesenden halten andächtig inne und eine besondere Stille breitet sich aus. Der Ofen wird angestochen und die glühende Bronze findet ihren Weg durch einen Kanal aus Ziegelsteinen in die Gussformen unter der Erde. Der Bronze-Fluss, geleitet von den Fachleuten, erreicht eine Glockenform nach der anderen. Das ganze Geschehen erinnert ein wenig an einen Lava-Fluss nach einem Vulkanausbruch und dauert ca. 20 Minuten – ein Prozess, der viel Arbeit, Schweiß und Präzision bedeutet.

An diesem Tag wurden für 5 Gemeinden insgesamt 8 Glocken gegossen.

Nach dem Guss ist Nicolai Wieland sichtlich erleichtert und verkündet schweißtriefend: „Der Glockenguss war erfolgreich!“ Daraufhin sprechen alle Anwesenden gemeinsam mit Pfarrerin Iris Beverung ein Fürbitten-Gebet und danken Gott mit dem Choral ‚Großer Gott wir loben Dich‘.
Ein sehr feierlicher Abschluss für ein geschichtsträchtiges Ereignis.

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Elke Nolte