Leben im und am Kirchturm Cappel
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Leben im und am Kirchturm Cappel

Der Hochsommer kommt – höchste Zeit, dass die Vögel ihr Brutgeschäft abschließen. Das haben die Dohlen bereits getan. 

Es ist davon auszugehen, dass die Dohlen in den herrlichen, alten Linden mit den vielen Naturhöhlen rund um die Kirche das natürliche Höhlenangebot angenommen haben. Aber selbstverständlich haben sie auch die „Ersatzwohnung“, d.h. den Dohlennistkasten an der Ostseite des Turmes, bezogen. Mitte Mai sind dann fünf junge Dohlen ausgeflogen.

Im Turmfalkenkasten an der Südseite des Turmes lagen Anfang Juni fünf braune Turmfalkeneier. Am 25.6. konnten mindestens vier (eventuell war noch ein fünfter Jungvogel unter den anderen versteckt) noch dunenweiße junge Turmfalken beobachtet werden. Ca. vier Wochen nach dem Schlüpfen werden sie den Cappeler Kirchturm verlassen.

Das war und ist das normale Leben im Kirchturm – wie es sich jährlich wiederholt. Mehr als ungewöhnlich war das Erlebnis am Ostermontag: Frau White rief mich an und schilderte einen nächtlichen Krach mit Vogelstimmen auf dem Kirchengelände. Und nun versuche ein junger Vogel, wohl ein Waldkauz, am Blitzableiter des Kirchturmes in die Höhe zu klettern. Bei meiner Ankunft befand sich der Vogel – tatsächlich ein junger Waldkauz – am Boden (s. Foto). Herr und Frau White konnten berichten, dass sich in der Linde vor ihrer Wohnung eine Höhle mit einer Waldkauzbrut befunden habe, diese aber jetzt nach einem vermutetem Marderangriff wohl unbewohnt sei. Federn von jungen Waldkäuzen unterhalb des Baumes und der gesamte nächtliche Verlauf deuten darauf hin, dass „unser“ junger Waldkauz der einzige Kauz in der Nähe war.

Nachdem die Adlerwarte bestätigt hatte, dass unser Waldkauz (nach diesem Marderangriff) in freier Natur keine Chance zum Überleben hätte, musste er erst einmal eingefangen werden, um ihn in der Adlerwarte weiter betreuen zu können. Doch unser Jungvogel hatte sich in der Zwischenzeit bereits wieder zum Blitzableiter begeben und versuchte erneut, diesen hochzuklettern. Da er bereits eine Höhe von 3 – 4 Metern erreicht hatte, gelang das Einfangen nur mit Hilfe einer Leiter. Letztendlich landete der Cappeler Jungkauz wohlbehalten und in einem guten Allgemeinzustand in der Adlerwarte.

Frieder Morgenstern