Visitation – „Verbund unumkehrbar!“
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Visitation – „Verbund unumkehrbar!“

Im Folgenden werden einige Passagen aus dem Abschlussbericht der Visitationskommission zusammengefasst und abgedruckt:

Der Reichtum der Gemeinden Cappel und Istrup liegt auf der Hand: Engagierte haupt- und ehrenamtliche Mitglieder in großer Zahl.

Der Bestand der Gemeinden ist nicht gefährdet, obwohl überall der Mitgliederschwund und die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung beklagt wird, „es sind doch immer dieselben, die man trifft, die mit anpacken, die etwas tun, …“ Aber der Fortbestand des Bisherigen muss zeitnah unter die Lupe genommen werden, um eine mittel- und langfristige Planung des Planbaren vorzunehmen.

Es gibt neben den vielen Bereichen, wo in den letzten drei Jahren viel verändert wurde und Zufriedenheit eingezogen ist (Gemeindebrief, Homepage, Fundraisingerfolge, Kirchenvorstandszusammenarbeit, Corporate Identity, …) auch gerade aufgrund von Veränderungstendenzen viele Fragen und Ängste.

Es gilt festzuhalten, dass der Weg der Verbundenheit unumkehrbar ist.

Dies bedeutet, vielleicht noch klarer und deutlicher als bisher zu fragen und zu entscheiden: Wie sieht das Ziel aus und wie gestaltet sich der Weg dorthin? Die Kirchenvorstände stehen hier gemeinsam in der Verantwortung, Gemeindemitglieder und Mitarbeitende mit auf diesen Weg zu nehmen.

Nachwuchssorgen

Ein Stichwort taucht in den Begegnungen mit unterschiedlichen Variationen immer wieder auf: Nachwuchssorgen. Im Kirchenvorstand, im Singkreis, in Seniorenkreisen, in den Posaunenchören, im Gottesdienst, … Die Antworten, die Versuche etwas zu ändern brauchen jeweils Reaktionen auf konkrete Verhältnisse. Solche Reaktionen brauchen auch Mut und Phantasie.

Ein Gedankengang tauchte immer wieder auf: Wie kommen wir zu neuen, zu mehr Leuten? „Können sie uns nicht ein paar Männer backen für den Tenor und Bass?“, sagten einige Sängerinnen aus dem Singkreis.

Damit ist eine Frage gestellt, die viele Gemeinden in Lippe und die Zukunft betrifft. Die Kommission unterstreicht die Fragen und bittet zu allererst diese Fragen weiterhin zu stellen und sie auch mit Menschen zu teilen, die nicht zum „Kern“ der Gemeinde gehören.

Kirchenmusik

Im kirchenmusikalischen Bereich gibt es viele Blüten und Pflanzen in der Gemeinde, die unterschiedlich bunt, jung und alt sind. Der hohe Grad der Verbindung mit der jeweils eigenen Gemeinde ist auffällig und seit Jahren ein Grund für engagiertes Musizieren zu unterschiedlichen Anlässen, von der Orgel, über den Singkreis bis hin zu den Posaunenchören.

Hier fällt den Visitatoren, wie auch in anderen Bereichen, die verhältnismäßig hohe Zahl an Personen auf, die hier zuständig sind. Das „Problem“ sind nicht die einzelnen Menschen, sondern vielmehr die Vielzahl an notwenigen Absprachen und die vermehrt vorkommenden Kommunikationsstörungen.

Bei der Vielzahl der Mitarbeitenden, Gruppen, Kreise, Gottesdienste und Termine bindet dieses Kommunikationsfeld viel Zeit für die hauptverantwortlichen Pastorinnen und enthält zugleich viel Frustrationspotential.

Was würde die Gemeinde wohl sagen, wenn wir Heilig Abend oder zur Konfirmation nicht mehr spielen würden?“ fragte eine Bläserin.

Hier werden zwei Gesichtspunkte angesprochen, die in der Regel unausgesprochen und/oder nicht bewusst sind:

1. Der Posaunenchor erbringt eine Dienstleistung, die nur solange erbracht werden kann, wie auch genügend Instrumentalisten bereit sind zu spielen. D.h.: der Rest der Gemeinde kann sich natürlich über so viel Engagement freuen, aber bezüglich des Posaunenchores stellt sich

2. immer häufiger die Frage der „Spielfähigkeit“ und damit die Frage nach der Unterstützung von mehr Menschen. Ein größerer Pool von Bläsern könnte für die gesamte Gruppe auch entlastende Momente mit sich bringen, damit nicht alle sich immer in der Pflicht fühlen müssen.

Zwei Posaunenchöre in einer Verbundgemeinde sind ein großer Reichtum! Wie könnte das „Für sich sein“ und das „Miteinander sein“ zukünftig gestärkt werden?

Neues neben Altes stellen ….

Dieser Ansatz wäre gedanklich auch auf unterschiedliche Gemeindegruppenfelder zu übertragen.

Neues neben Altes stellen, weil Altes gut aber auf Dauer nicht zu halten oder zu renovieren ist. Das ist niemals eine Absage an Tradition und Gegenwart, aber zumindest der Beginn neuer Bewegungen, Veränderungen in Kirche und Gesellschaft Rechnung zu tragen.

Konkurrierende Gruppen und Kreise sind nicht vom Teufel! Sie sprechen in der Regel unterschiedliche Menschen an, die im Zweifelsfall weg bleiben würden, aber nicht wegen Alternativlosigkeit, alles tun würden. Ein Kommentar einer jungen Frau: „Wenn ich zum Frauenkreis gehe, möchte ich da nicht mit meiner Mutter sitzen!“ – Jede Generation hat die Pflicht nach oben und unten zu schauen, aber auch das Recht etwas Eigenes zu schaffen.

Doppelstrukturen sind auf diesem Hintergrund nicht an sich gut oder schlecht!

Manchmal ist es sinnvoll, Dinge nebeneinander herlaufen zu lassen, dann aber gibt es auch wieder gute Gründe Parallelstrukturen abzubauen.

Der Blick für die Ressourcen (Mensch, Zeit, Geld, Gebäude) bedarf einer regelmäßigen Überprüfung (Gespräch, Zielvereinbarung, …) einer mittel- und langfristigen Planung und einer immer wiederkehrenden Aufgabenkritik.

Die Last, die einzelne Kirchenvorstandsmitglieder z.B. hinsichtlich der Finanzen spüren, ist allgegenwärtig. Obwohl man bereit ist Verantwortung zu übernehmen, kann dies vielfach aus beruflichen Gründen gar nicht so geschehen, wie es nötig wäre.

Empfehlung: Die Kirchenvorstände Cappel und Istrup bereiten zeitnah die Verlagerung der Rechnungsführung ins Landeskirchenamt vor.

Zum Schluss …

Das Maß an Zeit, Arbeit und Qualität, was durch ehren-und hauptamtlich Mitarbeitende in Cappel und Istrup aufgewandt wird, ist enorm.

Schwierig ist: der Rückbau und der Umbau der vorhandenen Strukturen. Denn wenn zum 31.12.2019 die Pfarrstelle nicht mehr mit 25% unterstützt wird und Pfarrerin Annette Schulz nicht mehr für die Kirchengemeinden Cappel und Istrup Dienst tut, fehlen zumindest im Pfarramtsbereich sämtliche Strukturen der Entlastung und Vertretung.

Auf dem Weg zu einer Gemeinde ist allerdings noch viel zu tun. Mittels einer Aufgabenkritik, inhaltlicher und dann auch struktureller Zielvereinbarungen gilt es herauszufinden, wie der stattfindende Wandel weitergeführt werden kann.

Eine Gemeinde? Ja, die Prognosen legen es nahe, diesen Gedanken zu denken und zu überlegen: Wenn eine Fusion auf Dauer die einzige Möglichkeit unserer Existenz bedeutet, wann nehmen wir sie in den Blick?

Die Visitationskommission