der Klang“ – Am 30.10. startete die Reihe 4Regio-Sounds im Horner Gemeindehaus mit einem einführenden Workshop und Vortrag zu den Ursprüngen von Musik unter archäologischer Perspektive. Im Workshop konnten die Teilnehmenden sich selbst in eine vergangene Zeit zurückversetzen und mitmachen.
Ein Erfahrungsbericht:
Noch nie konnte ich durch zwei Finger pfeifen. Nun kann ich es, allerdings brauch ich dazu ein kleines Hilfsmittel, das die Natur mir gibt. Dieses Hilfsmittel wurde erst einmal an alle Teilnehmer des Workshops verteilt. Es waren Pistazien mit Schale. Den Kern durften wir verspeisen. Nun musste man sich eine Schalenhälfte zwischen zwei Finger klemmen, und zwar oberhalb der Knöchel. Dann wurden diese zwei Finger gekrümmt und an die Lippen gehalten. Mit ein bisschen Geschick und den richtigen Luftstrom ließ sich so ein ordentlicher Pfiff erzeugen. Vielleicht gehörten eine Pistazienschale oder auch ein Eichelbecher zu den ersten Musikinstrumenten.
Die Referentin Dr. Tinaig Clodoré-Tissot aus dem Elsass hatte außerdem ein vielfältiges Angebot von archäologischen (teils nachgebaut) Instrumenten im Gepäck: z.B. Steinzeit-Xylophon (Feuersteinklingen), mehrere Flöten aus Geierknochen, Rinderhorn, Schneckenhorn, Schwirrhölzer und Schrapper aus Rentiergeweih, Trommel, Rasseln, Tonpfeifen, Tonhorn und sogar eine Bronzelure. Alles konnte nicht nur bestaunt, sondern durfte auch ausprobiert werden.
Und nun ging es ins Praktische. Wir durften uns aus einem Stückchen Ton nach Anleitung der Referentin eine Tonpfeife formen. Etliche schöne Exemplare kamen zum Vorschein in Form eines Vogels oder eines verzierten Hohlkörpers. Noch im feuchten Zustand konnten aus diesen Stücken Töne erzeugt werden.
Interessant, lehrreich und kurzweilig ist dieser Workshop gewesen. Alle, die teilgenommen haben (3 – 72 Jahren), waren begeistert dabei und trugen stolz ihre selbstgestalteten Tonpfeifen nach Hause.
Am Nachmittag folgte dann der Vortrag „Am Anfang war der Klang“ in der Horner Kirche.
Anschaulich mittels Powerpoint-Präsentation und den ausgelegten Exemplaren schilderte uns Frau Dr. Clodoré-Tissot die Anfänge (35.000 v.Chr.) und Weiterentwicklung (bis 200 n.Chr.) der frühgeschichtlichen Musikinstrumente aus dem europäischen Raum. So konnten wir Knochenflöten, Tonhorn, Schneckenhorn, Lure, Schwirrholz u.a. (life von der Referentin vorgetragen) hören. Ein interessanter Gedanke, den Frau Dr. Clodoré-Tissot kommentierte, sei hier noch zu erwähnen:
So manches archäologische Fundstück sei zunächst falsch zugeordnet worden. Zum Beispiel die frühzeitliche Maultrommel: zunächst als Gürtelschnalle deklariert, dann später erst als Musikinstrument erkannt und zugeordnet. Die Referentin ist der Meinung, dass in unseren Museen noch so manche Stücke lagern, die eigentlich den klanggebenden Instrumenten zugeordnet werden müssten.
Diesen hervorragenden Vortrag hätte man gut und gern ein paar mehr Zuhörern gegönnt.
Hildegard Meinel
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